Löcher hat’s in der Schweiz längst nicht nur im Emmentaler Käse, sondern ebenso in den Alpen, mittlerweile selbst im Bankgeheimnis. Im Emmental blüht etwas anderes Grünes.
Wenn du einen Berg vor der Tür hast, kannst du ihn besteigen oder du kannst ihn durchbohren. Das machen die Schweizer mit großer Verve. Löcher bohren. Hartnäckig und mit Präzision. Zwischen den Bergen, in Ihren zahlreichen Kantonen, an den vielen Seen und Flüssen leben die Schweizer. Ein umtriebiges Völkchen. Neben Deutsch sprechen sie noch drei weitere Sprachen. Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Letzteres sprechen nur sehr wenige, aber sie tun es. Ob dieser Sprache erlebt so mancher Lateinlehrer quasi einen Geistesorgasmus.
Einen Geistesorgasmus anderer Art bereitete sich ungewollt, aber mit großem Wagemut und Forscherdrang ein bis dato unbekannter Chemiker während des zweiten Weltkriegs. Die Entdeckung seines Sorgenkinds LSD jährt sich gerade. Seitdem erobert Lucy die Welt und hat, außer in Japan, Heidi als den Schweizer Exportschlager abgelöst. Bislang.
Aber zurück zu den Sprachen. Also Deutsch spricht die Mehrheit, nennt sich dort Schweizerdeutsch. Für Deutschsprachige hört sich diese Sprache selbst ohne Dialektfärbung äußerst melodisch wie ziemlich unverständlich an. Spätestens im Dialekt braucht es Untertitel. Aber sehr lustig klingt es.
Denn ein lustiges Völkchen sind sie, die Schweizer.
Viele Schweizer glauben nämlich an den Wilhelm Tell. Den mit der Armbrust und dem Apfel. Kennt ihr nicht? Apfel auf Jungenkopf, Tells Pfeil durchbohrt den Apfel? Weil er das mit höchster Präzision, doch gezwungenermaßen tut, locht er hinterher mit dem gleichen Gerät denjenigen, der ihn dazu gezwungen hat.
Ein Märchen, aber ebenso Bestandteil Schweizer DNA wie ‘Heidi/deine Welt sind die Berge’. Gleichfalls Fiktion.
Keine Fiktion ist neben höchst leckeren Schokoladen ein reichlich hohes Preisniveau. Weil die Schweizer auch ein sehr reiches Volk sind, eines der reichsten weltweit.
Keineswegs zufällig rangiert die Schweiz beim Index der menschlichen Entwicklung ganz weit oben. Denn reich sollte man schon sein, wenn man riesige Löcher wie den Gotthard-Basistunnel bohrt. Kostete ca. 17 Elphis.
Mit 57 Kilometern der weltweit längsten Eisenbahntunnel.
Aber in Zeiten, wo auch der größte und längste Alpen-Gletscher, der schweizerische Große Aletschgletscher, ebenso rasant schrumpft wie das Bankgeheimnis, lohnt es an Alternativen zu denken.
Gleichwohl Chemie nach wie vor nahe liegt, unter den ersten fünf europäischen Städten mit dem höchsten Kokainverbrauch sind gleich drei schweizerische: Zürich, St.Gallen und Genf; Zürich belegt Platz vier bei MDMA; nicht umsonst zieht die Streetparade dort unverdrossen ihre Bahnen, da die Loveparade längst eingemottet ist. Doch sind es kleine Firmen, die innovative Produkte hervorbringen. Überhaupt produzieren die Schweizer und ihre vielen, vielen Gäste von jeher neben zahllosen industrietechnisch sehr hochwertigen auch andere Güter, gerne grüne.
So wie LSD ist auch Absinth eine Schweizer Erfindung. Zuerst ausgeschenkt nach ihrer Rückkehr wurde (und wird) die Grüne Fee in der Absinth-Bar,
direkt unter dem Nachtschattenverlag in Solothurn.
Gleichfalls umtriebig sind die Schweizer, was das andere Grüne, das Gras, anbelangt. Das zum Rauchen oder Vaporisieren, nicht jenes getrocknete von der Alm, dessen Staub letztlich zu den Löchern im Emmentaler Käse führt.
Lange bevor aus einer Emmentaler Apotheke legal angebautes und zu
Arzneimitteln verarbeitetes Cannabis an Patienten schweizweit einzigartig herausgegeben wurde (mehr dazu im Heft) machten einige Schweizer auf
Duftkissen und gegenwärtig in CBD.
So kommt es, dass es, was für Berliner oder Hamburger an sich vielleicht nichts ungewöhnliches sein mag, es in der Schweiz ‘am hellichten Tag’ mitten auf der Strasse nach Gras riechen kann. Sitzt man vor einem Cafe in Basel und am Nebentisch wird ganz unverhohlen von älteren Damen einer nach dem anderen durchgezogen, dann kann es sich nur um CBD-Zigaretten handeln. Erhältlich in handelsüblicher Verpackung für 20 Franken. Der letzte Schrei. Törnt zwar null, doch so wie der Schweiz viele Kantone und Sprachen, sind dem Gras mehr als ein Cannabinoid gegeben; CBD bloß das bekannteste nach THC.
2012 führte die Schweiz 2012 eine recht liberale Regelung hinsichtlich Eigenbedarfsmengen ein. Hundert Franken Buße bei zehn Gramm Besitz. Damit liegt die Buße etwa 50% höher als der Schwarzmarktpreis –
laut Seedo in Zürich so bei 65 Franken.
Demnächst soll ein Experimentierartikel ins Schweizer Betäubungsmittelgesetz aufgenommen werden.
Denn auch experimentierfreudig sind die Schweizer. Bald dürfen dann tausend Personen, die bereits Cannabis konsumieren, eben solches legal in Apotheken, auch jenseits des Emmentals erwerben. Als Versachlichung und wissenschaftliches Unterfüttern der politischen Diskussion bezeichnen das die Schweizer.
Möglicherweise invertieren die Schweizer noch einiges mehr, nicht bloss die Schweizer Flagge, die der Schweizer Gründer des Roten Kreuz zum weltweiten Erkennungszeichen machte.
Möglicherweise haben sie längst begonnen hartnäckig präzise Löcher in das weltweite Verbot von bestimmten Substanzen zu bohren…und nächstes Mal erzähle ich euch wie experimentierfreudige Schweizer ihre Alpenhörner, zuvor mithilfe ihrer Schweizer Taschenmesser geschnitzt, missbrauchen.