Switzerland – is getting high

Über hanfige Trends in der Schweiz

Cannabis und die Schweiz sind eng miteinander verbunden. Zuletzt in den Medien wegen der seit zwei Jahren andauernden Mode rund um das legale Cannabinoid CBD, vermelden die Zeitungen und TV-Sender nun einen Rückgang des Hypes. Wir schauen uns die hanfige Schweiz einmal genauer an.
Von Markus Berger

Hype um Cannabidiol

Die Schweiz ist in Sachen Drogen ein Vorreiter. Wir erinnern uns beispielsweise an die berühmten „Duftsäckli“, die es einstmals, von den Neunzigern bis Anfang des Jahrtausends, in den diversen Hanfläden gegeben hatte und in denen potente Cannabisblüten ganz legal den Besitzer wechselten. Allein die Deklaration als Duftkissen hatte genügt, damit das Cannabis von den Behörden nicht als „Rauschgift“ klassifiziert wurde. Damals dachten alle, dass der Hanf in dem kleinen Land sehr bald legalisiert sein würde. Aber die grasliebenden Utopisten hatten sich zu früh gefreut. Denn diese fruchtbaren Zeiten wurden durch eine Revision des Schweizer Betäubungsmittelgesetzes jäh gestoppt und sind nun schon lange vorbei, dafür wurden die duftenden Hanfsäckchen nun durch das gehypte Cannabidiol (CBD) ersetzt. Das führt zwar keinen Rausch herbei, ist aber als Cannabinoid, das nicht durch die prohibitionistischen Drogenverbote illegalisiert ist, zurzeit die totale Mode. Ist ja auch schick, mit legalem Cannabis durch die Gegend zu ziehen. Sogar in Supermärkten des Mainstreams sind Cannabiszigaretten seit einiger Zeit zu erwerben, und die Polizei hat Schwierigkeiten, das normale und verbotene Cannabis vom legalen CBD-Weed zu unterscheiden.

CBD Trend flaut ab

Nun berichten aber die Schweizer Medien seit einigen Wochen, dass der CBD-Trend dabei ist abzuflauen und dass viele Hanftheken schließen und CBD-Gras-Produzenten ihre Geschäfte aufgeben müssen. Mittlerweile hat sich der Boom schlichtweg gelegt, weil CBD-Zigaretten und -Gras nach den ersten Versuchen ihren Reiz einbüßen. Auch hat die Schweizer Regierung eine Regelung verabschiedet, um das florierende Business um Cannabidiol einzudämmen.
So ist es zum Beispiel nicht erlaubt, Haschisch, also Hanfharz aus CBD-Gras zu veräußern. Das brach manchen Herstellern, die glaubten, sich nun eine goldene Nase verdienen zu können, das Genick. Manche Unternehmen hatten alles Kapital in die Produktion von CBD-Haschisch gesteckt, um schließlich einen gehörigen Dämpfer zu kassieren. Die Produkte dürfen nun eingestampft werden.

Nur buße bei geringen Mengen

2012 wurde in der Schweiz eine neue Regelung für Cannabisbesitz in geringen Mengen beschlossen. Erwachsene Personen, die mit bis zu zehn Gramm Cannabis erwischt werden, zahlen seitdem nur noch eine pauschale Geldbuße von hundert Franken. Ein Verfahren wird gegen entsprechende Hanfbesitzer nicht eröffnet. Allerdings müssen Jugendliche unter 18 Jahren weiterhin damit rechnen, bestraft zu werden, wenn sie mit Gras oder Haschisch von der Staatsgewalt aufgegriffen werden – Recht so, denn psychoaktive Drogen haben in den Händen von Kindern nichts zu suchen. Damit ist der Besitz von kleinen Mengen Hanfprodukt für Volljährige in der Schweiz entkriminalisiert – und auch für die Polizei schafft die Gesetzesnovelle erleichterte Umstände. Die hat jetzt ohnehin alle Hände voll zu tun, CBD-Weed von normalem Gras zu unterscheiden.

Dienstälteste Cannabismesse

Mit der CannaTrade hat die Schweiz etwas ganz Besonderes zu bieten: Sie ist nämlich die dienstälteste Hanfmesse, nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern in ganz Europa und fand bereits in diversen Locations in Bern, Basel und Zürich statt. Hervorgegangen aus den Schweizer Hanf-Tagen, findet die CannaTrade seit 2001 statt und erfreut jedes Jahr aufs Neue ihre Besucher und Fachaussteller aus allen Bereichen des Hanfbusiness. Dieses Jahr findet die CannaTrade wie in den Vorjahren in Zürich statt, jedoch diesmal in der Stadtmitte, in Oerlikon.
Internet:
www.cannatrade.ch

Fachverlag für drogenaufklärung

In der Schweiz sitzt ein Fachverlag für Drogenliteratur, der Nachtschatten Verlag in Solothurn, weltweit das einzige Verlagshaus seiner Art, das sich ausschließlich auf Bücher und Medien zu den Themen Rausch, Drogen und Bewusstsein spezialisiert hat. Neben zahlreichen Titeln zu Psychonautik, Ethnobotanik, Rauschkultur und Substanzinfos gibt der Verlag jährlich zweimal das Fachmagazin Lucy‘s Rausch heraus, das auch Medienpartner vom Hempedelic ist.

Internet:www.nachtschatten.ch

Cannabismedizin

Der Apotheker und Pharmazeut Manfred Fankhauser aus dem Emmental ist der schweizweit einzige Mensch, der Cannabis anbauen, verarbeiten, aus seinen selbstgezogenen Pflanzen Arzneimittel herstellen und an Patienten herausgeben darf.

In seiner Apotheke in Langnau bereitet Fankhauser verschiedene Cannabis-basierte Medikamente selbst zu – Öle, Cremes, Tinkturen, Extrakte und anderes – damit istdie Apotheke derzeit die einzige Stelle in der ganzen Schweiz, wo Cannabismedizin aus original Schweizer Hanf produziert und veräußert werden darf.

Auch Pharmazeutika wie Dronabinol (halbsynthetisches THC) sind in der Apotheke von Manfred Fankhauser mit entsprechendem Rezept erhältlich.

Internet:
www.panakeia.ch

Artwork: Pixabay.com
Andrew Bossi – Eigenes Werk

Hempedelic