Kaffee ist (k)eine Droge – Vom „teuflischen Gift“ zum Volksstimulans

Nicht nur Cannabis, LSD, Kokain und Co. sind Opfer einer willkürlichen und irrsinnigen Verbotspolitik, auch die heute in aller Welt legale Volksdroge Kaffee war einstmals von Prohibitionisten verteufelt und verboten worden. Von Markus Berger

In verschiedenen Teilen der Welt gab es im Laufe der Zeit Tendenzen, gegen den Kaffee als „teuflisches Gift“ vorzugehen, als das braune Getränk nach und nach bekannt wurde. Kurz zur Geschichte des Kaffees: Laut einer Legende hatte der abessinische Hirte Kaldi um 850 nach Christus seine Ziegen dabei beobachtet, wie sie die Früchte des Kaffeestrauchs verzehrten und anschließend belebt und euphorisch umher sprangen. Der Mensch hat sich den Genuss von Kaffee also vermutlich von den Tieren abgeschaut.

Ab dem 14. Jahrhundert war dann der Gebrauch eines Aufgusses aus gerösteten Kaffeebohnen etabliert, ab dem 16. Jahrhundert war der Kaffeegenuss schließlich in ganz Afrika und in Europa bekannt. Die Existenz einer neuen Droge war dabei vielen ein Dorn im Auge. Die politische Partei Die Grünen hatte die Sachlage im Rahmen einer Forderung zur Gleichbehandlung von Alkohol und Cannabis im Verkehr folgendermaßen beschrieben:

„Im 17. Jahrhundert wurde in Europa Kaffeetrinken mit Kerker und der Tabakgenuss mit Todesstrafe, Folter und Exkommunikation verfolgt. Heute sind es Cannabis-Konsumenten, die der Staat mit eigenwilligen Strafen überzieht.“
Und genau so ist es. Ob der Waldecker Fürst, Friedrich der Große oder der schwedische König Gustav III. – sie alle waren Kaffeehasser und verfügten eine repressive Politik, um den Konsum und Handel der Droge zu unterbinden. Teils wurden ertappten „Delinquenten“ in Kaffeesäcke eingenäht und ertränkt oder es wurde ihnen die Zunge herausgerissen.

Gestern wie heute

Das Dilemma des Drogenkriegs ist also bei weitem kein neues, sondern altbekannt.
Neu auftauchende Drogen wurden schon früher häufig geächtet, verbannt und verboten und ihr Handel, Besitz nd Konsum mit Strafe belegt.
Heutzutage erscheint es uns vollkommen lächerlich, wenn man erzählt, dass auch der Besitz und Genuss von Kaffee staatlich, polizeilich oder wie auch immer verfolgt worden ist. Selbst die Erwähnung der Alkoholprohibition der USA lockt bei den meisten Leuten nur ein müdes Lächeln hervor. Dass aber Cannabis, Psychedelika und viele andere Substanzen heute auf genau derselben willkürlichen und wirtschaftlich motivierten Basis illegalisiert sind, scheint den wenigsten aufzufallen.
Wenn Vater Staat doch sagt, das sei gefährlich, dann muss da doch was dran sein … Nein, muss es nicht. Das ist genau die Krux, die schon damals dafür verantwortlich war, dass auch der Kaffee zu den verbotenen „Killerdrogen“ gemacht werden konnte.

Prohibition wegen Ersatzstoffs

Interessant ist eine Prohibitionskampagne aus den USA, die einstmals gegen den Kaffee und das Koffein gefahren wurde. Initiiert von Charley Post, einem findigen Geschäftsmann, der seinen Kaffee-Ersatz „Postum“ USA-weit verkaufen wollte und deshalb gegen die Kaffeelust seiner Landsleute mobil machen musste. Zusammen mit gekauften Wissenschaftlern und mithilfe weitläufiger Anzeigenkampagnen versuchte Post, den US-Bürgern Angst vor Kaffee zu machen.
Er warnte, dass der Genuss des braunen Getränks zu Herzproblemen, Gehirnzersetzung, Abhängigkeit, Siechtum, Nervenkrankheiten und allerlei mehr Schlimmem führe. Auf diese Weise konnte er mehr von seinem Getreidekaffee Postum an den Käufer bringen – die Kampagne konnte für eine ganze Weile die USA in Aufruhr versetzen.Daran sieht man, wie leicht es ist, Fake News so zu verbreiten, dass eine riesige Propagandamaschine inszeniert werden kann, mit deren Hilfe dann ein ganzes Volk verunsichert wird. Und wir dürfen nicht vergessen: All das, jedes Drogenverbot, geschah und geschieht ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen. So ist es bei jedem repressiven Drogengesetz: Irgendjemand verdient schlichtweg immer daran. Um den Schutz der Volksgesundheit geht es dabei jedenfalls nicht.

Kaffee – Ein psychoaktives Genussmittel

Ich habe kürzlich in Nachtschatten Verlag ein Buch zum Thema veröffentlicht, in dem auch die Geschichte der verschiedenen Kaffeeprohibitionen präsentiert wird. Es kann sehr erhellend sein zu sehen, wie vergleichbar die diversen Drogenverbote im Laufe der Geschichte doch waren und sind. Es ändert sich immer nur die Substanz, so wie im Augenblick alles danach aussieht, als könnte auch Cannabis eines Tages von den Listen der verbotenen Substanzen gestrichen werden. Ob Kaffee, Alkohol, Cannabis, LSD oder Heroin: Die psychoaktiven Substanzen sind grundsätzlich neutrale Werkzeuge, die weder schädigen noch heilen. Erst ihr Einsatz, also ihre Anwendung macht aus ihnen giftige Stoffe oder effektive Medikamente. Es liegt also an uns. Wir haben es in der Hand, ob Drogen heilsam oder zerstörerisch sind.

Hempedelic