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Cannabis als Medizin – Hanf als Heilmittel

Sein Buch „Hanf als Heilmittel“ ist erstmals 1995 als Joint Venture des Schweizer Nachtschatten Verlags und des deutschen Verlegers Werner Pieper aus dem Odenwald erschienen. Drei Jahre später kam das Buch in einer überarbeiteten Version und als Hardcoverausgabe im AT Verlag heraus. Jetzt ist wiederum eine ergänzte und aktualisierte Fassung im Nachtschatten Verlag veröffentlicht worden. Markus Berger sprach mit dem Forscher über sein Buch, Hanf als Medizin und die Eigenschaften der Cannabispflanze – Cannabis als Medizin.

Cannabis als Medizin

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Cannabis als Medizin – wie ist das, wenn ein Buch, das schon so alt ist, immer wieder neu „geboren“ wird?
Das ist natürlich ganz fantastisch, weil ich daran merke, dass das Thema nach wie vor die Menschen bewegt und weil sich die Arbeit, die ich mir mit dem Buch gemacht habe, ganz offensichtlich gelohnt und durchgesetzt hat.

Wie lange wird denn der Hanf schon als Heilmittel verwendet?
Bestimmt, seitdem man ihn kennt. Hanf ist eine derjenigen Pflanzen, die in der europäischen Geschichte als allererstes kultiviert wurden, nämlich bereits im Neolithikum, also in der Jungsteinzeit. Seit damals ist der Hanf eine geschätzte Medizinal-, Nutz- und Rauschpflanze.

Und das ist er bis heute.
Genau. Obwohl Cannabis schon immer vielseitig Verwendung fand, ist es unglaublich, was in den letzten Jahren geforscht und herausgefunden wurde – gerade in Sachen Cannabis als Medizin. Jetzt merkt man allmählich, dass in der Pflanze noch viel mehr Potenzial steckt, als man bisher geglaubt hat.

In welcher Beziehung stehen die berauschenden und die heilsamen Eigenschaften des Hanfs zueinander? Bedingen sie sich nicht sogar?
Ich glaube, dass beides zusammenspielt. Die berauschende Wirksamkeit ist dabei die grundlegende Eigenschaft des Cannabis. Alle Kulturen haben früher in der berauschenden Wirkung von Gewächsen und Substanzen die enorme Heilkraft erkannt, die zum Beispiel von ekstatischen Zuständen ausgeht. Das ist natürlich ein anderer Ansatz, als ihn unsere moderne Pharmakologie vertritt. Aber der Rausch an sich hat heilsame Qualitäten, weil er uns mit dem Sinn unseres Seins in Verbindung bringt. Deshalb finde ich den Hanf so fantastisch, weil er eben nicht nur auf den Körper wirkt, sondern auch auf den Geist – wenn man da überhaupt eine Trennung vollziehen will. Beides sind ja polare Teile eines Ganzen, die untrennbar miteinander in Verbindung stehen.

Aber unsere moderne Gesellschaft betrachtet den Rausch als „Nebenwirkung“.
Der Idee, den berauschenden Effekt von Hanfmedizin und anderen psychoaktiven Pharmaka als unerwünschte Nebenwirkung eines Heilmittels zu betrachten, kann ich nicht folgen. Es ist doch schön, wenn die Linderung von Krankheitssymptomen mit angenehmen psychologischen Effekten wie Frohsinn und Glück einhergeht. Zumal eine positive geistige Verfassung und eine entspannende Wirkung ohnehin einen jeden Heilungsprozess beschleunigen – und in manchem Fall überhaupt erst möglich machen. Mit dem Hanf ist es ähnlich wie mit Morphin bzw. Opium: Es nimmt die Schmerzen und macht gleichzeitig glücklich. Und wenn man sich in einem schmerzfreien und glücklichen Zustand befindet, können Körper und Geist natürlich viel besser gesunden.

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Apropos Morphin: Dabei handelt es sich um einen aus dem Schlafmohn extrahierten Wirkstoff. Was hälst Du von der Vorgehensweise, einzelne Cannabinoide aus dem Hanf zu extrahieren, zum Beispiel Cannabidiol (CBD), um damit zu arbeiten? Wäre nicht der gesamte Wirkstoffkomplex der Pflanze sinnvoller zu verwenden?
Die ganze aktuelle Forschung an den einzelnen Cannabinoiden halte ich schon für sinnvoll und nutzbringend. Aber was man aus den Ergebnissen macht und welche Schlüsse man zieht, ist eine andere Frage. Ich verstehe jedoch nicht, wieso man solch perfekte pharmakologische Kompositionen, wie sie in der Hanfpflanze und im Schlafmohn vorliegen, auseinandernehmen und die einzelnen Moleküle voneinander trennen sollte. Hanf und Opium bewirken jeweils holistische Synergien, weshalb die natürliche Zusammensetzung der Stoffe für den Menschen am besten wirksam ist.

Wird Hanf auch zur schamanisch-rituellen Heilung verwendet?
Ja, klar! In Nepal zum Beispiel wird Cannabis bis heute von Schamanen für Rituale verwendet. Dort wird übrigens auch kein Unterschied zwischen einer Rausch- und einer Heilwirkung gemacht, sondern da heißt es, dass Cannabis im Raucher das Bewusstsein von Shiva erweckt. Und das ist natürlich ganz besonders heilsam und beglückend.

Cannabis als Medizin

Was uns wieder zum Thema der Trennung zwischen Heil- und Genussmittel bringt.
Viele Rauschmittel wirken auch als Heilmittel, aber der Rausch ist schlichtweg das Wesentliche. Ich glaube, für unsere Gesellschaft wäre der Rausch durch Hanf wesentlich wertvoller als der Gebrauch von einzelnen Inhaltsstoffen als Medikamente. Aber unsere Gesellschaft ist wirklich krank. Ich kann das schon nicht mehr als Krise bezeichnen, wir sind einfach kulturell erkrankt. Unter anderem, weil wir dem Rausch seinen Stellenwert, seine Heiligkeit und Bedeutsamkeit geraubt haben. Diese Aufspaltung in Rausch- und Heilmittel ist Ausdruck einer kognitiven Dissonanz. Nehmen wir nur den Tabak: Die Indianer sagen beispielsweise, dass der Tabak für uns nur deshalb schädlich ist, weil wir ihn nicht als heilige Pflanze verehren.

Weil wir alles profanisieren und vermarkten müssen. So ist zum Beispiel Apothekencannabis mit bis zu 25 Euro pro Gramm unglaublich teuer. Dabei ist die Pflanze ziemlich leicht selbst zu ziehen. Wie bewertest du das?
Der Anbau und die Pflanze an sich müssen natürlich legalisiert werden. Cannabis aus der Apotheke kann sich die Bevölkerung ja gar nicht leisten. Außerdem hat schon der Umgang mit diesem wundervollen Gewächs und das Verschmelzen mit ihm, wenn man es hegt und pflegt, heilsame Qualitäten, die nicht zu unterschätzen sind.

Möchtest du abschließend noch eine Botschaft zum Thema Cannabis als Medizin loswerden?
(lacht) Nö – eine Botschaft hab ich nicht, ich bin doch nicht Jesus.

Claudia Mueller-Ebeling & Christian Rätsch auf Facebook

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