Nach der Prohibition ist vor der Prohibition

Läuft Cannabis Alkohol den Rang ab?
Wen verfolgen die arbeitslosen Drogenfahnder als nächstes?

Die Erfolge der vor 100 Jahren in die Verfassung aufgenommenen Prohibition in den USA waren dürftig. Schon 1933 wurde die Prohibition wieder gestrichen, nicht zuletzt weil sich rumsprach, dass die Gewinne aus dem Alkoholverkauf gesellschaftsverträglicher besteuert werden sollten, statt damit Kriminelle zu finanzieren.

Prohibition als Anschubfinanzierung für Gangstersyndikate

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Die erheblichen Gewinne dienten den Gangstersyndikaten als Anschubfinanzierung, trugen erst zur deren explosionsartiger Bildung bei und liessen diese als Dauerinvestition prächtig wuchern. Von den gesellschaftszersetzenden Auswirkungen einer teuren, aber vergeblichen, ja kontraproduktiven Verfolgung des Alkoholkonsums- und besitzes ganz zu schweigen.
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Manche Parallelen im Ablauf damals zum voraussichtlichen baldigen Ende der Cannabisprohibition sind auffällig. Jahrzehntelang rücksichtslos verfolgt wird Cannabis zunehmend gesellschaftsfähig, ergo vollständig legal und natürlich besteuert sowie die Verfolgung Stück für Stück zurückgefahren…und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Nicht nur in den USA.
Während immer mehr Bundesstaaten in den USA legalisieren, Bezirke und Städte entkriminalisieren, sind die USA von Legalisierungsstaaten gar umstellt. Kanada hat schon, Mexiko wird höchstwahrscheinlich demnächst legalisieren.

Die Aufhebung der Cannabis-Prohibition bekämpft Alkohol besser als die Mutter aller Prohibitionen

Eine Art ironisches Geschmäckle bekommt diese Legalisierungswelle durch eine Studie, die belegen will, dass Cannabis in Teilen Alkohol als Hauptdroge ablösen könnte. Keineswegs völlig unerwartet würden von 3.000 Cannabis-Konsumenten 2.000 Cannabis gegenüber Alkohol den Vorzug geben; knapp 1.500 Alkohol durch Cannabis ersetzen. Die Aufhebung der Cannabis-Prohibition könnte bessere Resultate als die unrühmliche Mutter aller Prohibitionen erzielen!
Schräg, oder?

Cannabis-Prohibition löste die Mutter aller Prohibitionen ab

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Kaum Ähnlichkeiten jedoch weist ein anderer Aspekt der beiden Prohibitionen auf. Denn irgendwie ist die noch zuckende derzeitige Prohibition aus dem Ruder gelaufen. Erstens löste die gegenwärtige im Gegensatz zur Mutter aller Prohibitionen letztere mehr oder minder ab, nicht zuletzt um dem erheblich gewachsenen Verfolgungsapparat eine neue Zielgruppe zu geben, zweitens dehnte sie – auf Druck der Großmacht USA – sowohl global wie substanztechnisch aus. Sie mauserte sich zu einem weltweiten, oftmals erbarmungslosen, häufig rassistischen ‘Krieg gegen Drogen’ bzw. in der Realität zu einem Krieg gegen gesellschaftlich stigmatisierte Konsumenten anderer Drogen (als Alkohol und Nikotin).

Bot die gescheiterte Mutter aller Prohibitionen nicht genug Anschauungsmaterial zur Fehlervermeidung?

Jetzt, nach Jahrzehnten des Kriegs gegen Menschen, der Abermillionen Opfer, der Abermillionen zerstörter Biographien – weitaus mehr als es die bösen, bösen Drogen je vermocht hätten – der hohen Zahl von Korruption und Gewalt zerfressenen Staaten, der mit ausufernden Kompetenzen ausgestatteten Strafverfolgungsbehörden – der Großteil weltweiter Lauschangriffe erfolgt wegen Drogen – fragt man sich, bot die völlig gescheiterte Mutter aller Prohibitionen nicht genug Anschauungsmaterial zur Fehlervermeidung? Wohl nicht.

Neuklassifizierung von Cannabis durch WHO

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Jetzt, erst nach Jahrzehnten hat es eine wachsende Mehrheit in den USA eingesehen…und vermutlich werden selbst unverbesserliche autoritäre Staaten und Herrscher irgendwann nachziehen – wenngleich wohl eher auf der Druck der UN bzw. WHO und nicht der USA. Die WHO schlugen kürzlich die Neuklassifizierung und Gefährlichkeitsherabstufung von Cannabis vor.

Wann wird Hanf global befreit und Anschlussprohibition

Die beiden 100.000 Euro-Fragen sind: Wie lange dauert es noch bis zur globalen Befreiung des Hanf und welche neue Prohibition schließt sich an die Cannabisprohibition an, also welche neue Zielgruppe erschließen sich, im Stile Anslingers, die weltweiten Drogenverfolgungs-apparate?

Photo: DEA / commons.wikimedia.org

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