Slowly, slowly…Der Kännchen nur draußen-Ansatz
Erwachsene in Uruguay dürfen max. 40 Gramm besitzen, öffentlicher Konsum ist untersagt. Erwerb über Anbau zuhause oder in Clubs oder über Apotheken. Weder Verkauf an Ausländer noch Werbung.
Uruguays Regulierungsmodell gilt als „administrativ stark befrachtet und schwerfällig“, mittels des gewählten staatlichen Monopols bei der Cannabisproduktion verbleibt der Verkauf in den Händen von Non-Profitorganisationen. Das staatslastige Modell kommt jedoch, nach Einschätzung der Experten, den Forderungen der öffentlichen Gesundheit am nächsten. In dem relativ kleinen südamerikanischen Land wurden schon vor der Machtübernahme einer linken Koalition (2009) die Mindeststrafen für Produktion und Handel mit Drogen herabgesetzt. Ab 2011 wurde die Legalisierung dann sehr gemächlich in Gang gesetzt. Eine Parlamentsmehrheit für die Verabschiedung eines Gesetzes ergab sich erst Ende 2013. Dies kürte Uruguay gleichwohl zum ersten Land weltweit, welches eine Regulierung zum medizinischen Gebrauch von Cannabis einführte – wofür die Regierung allerdings bis heute die Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit fehlt. Grundsätzlich besteht Registrierungspflicht, unabhängig davon ob sich für Anbau des Hanfes in Eigenregie oder als Mitglied in einer Vereinigung von Konsumierenden entschieden wird oder der Bezug der Pflanze über Apotheken erfolgt. Selbstangebaut werden dürfen maximal sechs Pflanzen. Die Vereinigungen mit 15-45 Mitgliedern dürfen maximal 99 Pflanzen produzieren und vom geernteten Cannabis anschließend maximal 40 Gramm monatlich pro Mitglied verteilen – für Apotheken gelten 10 Gramm wöchentlich pro Patient. Ein THC-Gehalt zwischen 5-13% wird angestrebt, der Preis soll sich am Schwarzmarktpreis orientieren und bei ca. 1,20 $ pro Gramm liegen.
Der Registrierungspflicht beim Register des staatlichen Instituts für die Regulierung und Kontrolle von Cannabis (IRCCA) sind bislang lediglich 3200 Personen nachgekommen. Was nicht gerade die Überzeugungskraft des Modells unterstreicht. Landesweit sollen 15-30 Cannabisclubs existieren. Ob die sehr engen Kontrollmechanismen, welche in der Theorie eine bessere Steuerung bieten bei so wenig Nachfrage mehr abschrecken als sie nutzen könnten, bleibt eine offene Frage. Grundlegend ist zu konstatieren, dass selbst 2016 Uruguays Staatsmonopol ausbaufähig ist, viele Fragen unbeantwortet und Entwicklungen nur im Ansatz erkennbar sind. Auch in Uruguay steigt der Konsum seit 2000 stetig an.
UPDATE:
Uruguay will Exportzentrum für medizinisches Cannabis werden und Versorgung mit legalem Cannabis verbessern
Fast sechs Jahre nach der Cannabislegalisierung könnte Uruguay im Zuge der weltweiten Expansion der Branche zu einem Exportzentrum für medizinisches Marihuana werden. Eine uruguayische Firma, Silverpeak Life Sciences Uruguay Inc, plant eine Vervierfachung der Produktion auf etwa 25 Tonnen und den Bau eines größeren Extraktionslabors im Jahr 2020. Silverpeak und Konkurrent ICC Labs, im vergangenen Jahr von Aurora Cannabis aus Kanada übernommen, gehören zu einer Handvoll Unternehmen, die Geld in Gewächshäuser und Extraktionslabors investiert, um medizinisches Cannabis nach Lateinamerika, Europa und Kanada zu liefern. Weiter ist geplant, die Zahl der lizenzierten Hersteller für die Lieferung von legalem Cannabis an Apotheken von zwei auf bis zu fünf zu erhöhen. Was notwendig scheint, denn auch in Uruguay bieten die teilnehmenden Apotheken allzu oft nur leere Regale.