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Grow Workshop, Teil 1: Lass mal growen

Das Growen von Cannabis kommt immer mehr im Mainstream an, auch wenn es nach wie vor verboten ist. Immer leichter zu ziehende Automatik-Pflanzen machen es auch dem Anfänger möglich, eigenes Gras zuhause anzubauen. Ein Grundkurs für Einsteiger.
von Markus Berger

 

Von Anfang an…

Weil heutzutage in Deutschland Cannabismedizin auf einem Rezept verordnet werden kann, sich die Krankenkassen aber in vielen Fällen weigern, die teure Arznei zu bezahlen, ist es für manche Patienten geradezu ein Muss geworden, sich die benötigten Pflanzen selber anzubauen. Das ist zwar auch für Patienten nicht legal, der rechtfertigende Notstand macht es aber zuweilen nötig, sich um die Versorgung mit Medizinalhanf selbst zu bemühen. In diesem ersten Teil unserer neuen Reihe bringen wir euch die Basics des Homegrowings näher – auch, weil davon auszugehen ist, dass irgendwann der Drogenkrieg beendet sein wird und der Anbau von wenigen Cannabispflanzen, wie zum Beispiel in Spanien oder einigen Bundesstaaten der USA, zu Eigenbedarfszwecken legalisiert werden wird.

Um mit dem Growing von Cannabis beginnen zu können, bedarf es einer Grundausrüstung und des Entschlusses, an welchem Orte die Pflanzen gezogen werden sollen. Will man z. B. in den eigenen vier Wänden anbauen, dann benötigt man in der Regel ein anderes Equipment als beim Grow im Garten. Drinnen ist beispielsweise eine entsprechend leistungsstarke Lampe vonnöten – hier kann entweder auf die herkömmlichen Natrium-Dampflampen zurückgegriffen werden oder man bedient sich der immer moderner werdenden LED-Technik, die mittlerweile ziemlich ausgereift ist und deshalb sowohl über die benötigten Lichtspektren für die Pflanzenzucht verfügt als auch enorm stromsparend ist. Schauen wir uns an, was der Grower zu Beginn seines Anbauvorhabens benötigt.

Wer mit Samen arbeitet, sollte seine Pflanzen von der Keimung bis ins Sämlingsstadium drinnen vorziehen, am besten in einem Zimmergewächshaus, das mit einem Deckel ausgestattet ist und wie ein kleines Treibhaus arbeitet. Manche ziehen ihre Keimlinge auch direkt unter künstlichem Licht oder sie stellen die aufgelaufenen Samen einfach an ein sonniges Fenster. Sobald die jungen Pflänzchen einigermaßen stabil sind, können sie in ihr Medium gepflanzt werden. Drinnen bedienen sich die meisten einer speziellen Growbox, in die die Pflanzen hineingestellt werden und dort gepflegt werden, bis sie erntereif sind.

Wer im Garten ein Plätzchen gefunden hat, das gut blick- und einigermaßen wettersicher ist, der kann seine Cannabispflanzen unter der Sonne wachsen und gedeihen lassen. Dafür hebt man am besten ein Loch aus und befüllt dies mit einer für die Cannabisanzucht geeigneten Erde.

 

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Die Qual der Wahl bei Samen: Regulär, feminisiert oder automatisch?

Cannabispflanzen sind zweigeschlechtliche Gewächse, wobei nur die weiblichen Exemplare die psychoaktiven Inhaltsstoffe in ausreichender Menge produzieren. Wer also auf die regulären Samen zurückgreifen möchte, der muss damit rechnen, dass sich unter den Pflanzen auch männliche befinden, die dann wiederum durch Bestäubung der weiblichen die Grasernte beeinträchtigen können. Reguläres Saatgut erfordert einiges an Aufmerksamkeit, um möglichst viele weibliche Gewächse zu erhalten. Feminisierte Samen sind so designt, dass im besten Fall ausschließlich, zumindest aber hauptsächlich, weibliche Pflanzen aus den Samen hervorwachsen. Die neueste Generation der Cannabissamen gehört zu den Automatik-Strains, die unabhängig von der Tageslänge in die Blüte gehen. Normale Cannabispflanzen beginnen ihre Blütephase, wenn der Tag-/Nachtrhythmus einen Zyklus von 12 Stunden Helligkeit und 12 Stunden Dunkelheit erreicht hat. Durch die Einkreuzung der Spezies Cannabis ruderalis (Ruderalhanf), die in Gebieten mit kurzen Tagen vorkommt und entsprechend ein anderes Wuchs- und Blühverhalten ausgeprägt hat, gehen diese Exemplare nach einer gewissen Zeit des vegetativen Wachstums von allein in die Blüte über.

 

Die Wahl der richtigen Erde

Erde_s-180x180Die Anzucht von Cannabis ist in diversen Medien möglich. Man kann in Erde growen (die natürlichste Art des Pflanzenanbaus), aber auch in Wasserbasins (Hydrokultur oder Hydroponik genannt) und sogar mit einer Technologie, die sich Aeroponik nennt, wobei die Wurzelfasern der Pflanzen hier in der Luft hängen und über ein spezielles Tropfsystem mit Nährstoffen versorgt werden. Wir entscheiden uns für den Anbau auf Erde. Die Wahl des Mediums ist nach der Samenwahl die zweite wichtige Entscheidung des Growers. Man kann sich in Growshops mit speziellen Erden fürs Cannabisgrowing versorgen, für den Anfang tut es aber auch normale Pflanzerde guter Qualität aus dem Gartencenter. Wichtig ist, nicht die billigste Erde zu verwenden, weil diese häufig mit zahleichen Verunreinigungen kontaminiert ist. Wer jemals einen 30-Litersack Pflanzerde für 1,99 Euro gekauft hat, weiß eventuell, was da passieren kann: Noch bevor die Keimlinge sich aus den Samenkörnern geschält haben, wachsen aus solchen Erden gerne allerhand Pilzorganismen und undefinierbares Grünzeug – diese Erde kann unseren Hanfpflanzen kein sicheres Medium sein. Deshalb gilt die Faustregel: Qualitativ hochwertige Erde immer bevorzugen!

 

Dung, Dünger, am düngsten?


Mancher wird sich über die zahlreichen Angebote von Düngern, Boostern, Bakterien und sonstigen Mitteln wundern, die von spezialisierten Händlern verkauft werden. Meist sind diese fürs Cannabisgrowing designten Düngemittel für Hanfpflanzen und deren Wachstum optimiert. Im Grunde ist es für den Anfänger aber ausreichend, wenn er die für Cannabispflanzen wichtigen Nährstoffe zur Verfügung stellt. Diese essenziellen Nährstoffe werden auf Pflanzendüngern mit den Buchstaben N, P und K abgekürzt, wobei N für Stickstoff, P für Phosphor und K für Kalium steht. Stickstoff ist für die Produktion von Chlorophyll, Aminosäuren und Pflanzengewebe sowie für die Photosynthese nötig. Phosphor begünstigt einen kräftigen Stammwuchs und die Vitalität einer Pflanze sowie deren Keimung, und Kalium ist für den pflanzeninternen Wassertransport und das vegetative Wachstum nötig. Daneben gibt es weitere Nährstoffe, die das Gedeihen von Hanfpflanzen positiv beeinflussen. Schauen wir uns an, welche das im Einzelnen sind:

Dünger

Bor

…dient Pflanzen zur Verstoffwechselung von Kohlenhydraten.

Kalzium

…stärkt die Zellwände eines Gewächses und sorgt für ein verbessertes Wurzelwachstum.

Kupfer

…ist wichtig für die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten und Stickstoff.

Eisen

…ist ein Beschleuniger der Chlorophyllsynthese und essentiell für die Enzymfunktion.

Magnesium

…beschleunigt den Stoffwechsel von Kohlenhydraten und hilft beim Zerlegen von Enzymen.

Mangan

…ist der katalysierende Nährstoff für die Chlorophyllsynthese und hilft einer Pflanze, Kohlendioxid für die Zuckerproduktion zu verarbeiten und Stickstoff für die Proteinproduktion verfügbar zu machen.

Molybdän

…hilft Pflanzen, Nitrate in Ammoniak umzuwandeln.

Schwefel

…ist für das Pflanzen- und Wurzelwachstum und außerdem für die Produktion von Chlorophyll und Proteinen wichtig.

Silizium

…erhöht die photosynthetische Aktivität und die Erntemenge.

Zink

…wird für das Wachstum und den Reifeprozess benötigt und wird bei der Produktion von Blättern und Trieben verwendet.

 

Let us begin – die ersten Schritte

Steckling-1-180x180Wir gehen nun davon aus, dass sich der Growneuling mit Samen von automatischem Cannabis eingedeckt hat. Merke: Automatik-Strains sind derzeit noch so gezüchtet, dass diese Pflanzen ausschließlich aus Saatgut gezogen werden können – das Arbeiten mit entsprechenden Stecklingen ist hier noch nicht möglich. Wir platzieren also unsere Samenkörner in jeweils einem Töpfchen eines Zimmergewächshauses – alternativ funktionieren Jiffy-Töpfchen aus dem Gartenmarkt genauso gut. Es empfiehlt sich, pro Töpfchen bzw. Jiffy nur einen Samen zu pflanzen, weil andernfalls mehrere aufgelaufene (gekeimte) Sämlinge anschließend pikiert, also vereinzelt werden müssten, damit deren Wurzelfasern nicht um den vorhandenen Platz konkurrieren müssen. Das Vereinzeln von Jungpflanzen stresst die Cannabisbabys aber, weshalb wir darauf verzichten wollen. Nun setzen wir den durchsichtigen Deckel des Zimmergewächshauses auf und halten die Aussaat stets feucht, jedoch nicht nass. Nach einigen Tagen sollten sich die Jungpflanzen mit ihren zwei runden Keimblättern zeigen.

 

Wie geht es weiter?

handsteckling-180x180Wenn aus den Cannabissamen Jungpflanzen geworden sind, können diese unters Licht bzw. ins Freie an die Sonne gebracht werden. Beim Outdoorgrowing sollte darauf geachtet werden, dass die Pflänzchen eine gewisse Kräftigkeit aufweisen, um mit den Witterungsverhältnissen zurecht zu kommen. Außerdem werden Hanfpflanzen von verschiedenen Tieren gern verspeist, weshalb es sich emfiehlt, die jungen Exemplare im Garten mit einer Barriere vor tierischen Fressfeinden zu schützen. Wer indoors growt, hat diese Probleme nicht. Hier werden die kleinen Pflanzen einfach in die Growbox bzw. unter die Lichtquelle gestellt. Allerdings erwarten den Cannabisanbauer im Haus andere potenzielle Probleme, etwa die Ausprägung von typischen Gerüchen und auch der Befall von Schädlingen, die sich an Zimmerpflanzen gütlich tun. Überhaupt gibt es drinnen wie auch draußen einiges zu beachten, damit sich der Aufwand des Anbaus lohnt.

Wie der Einsteiger weiterhin mit seinem Grow verfährt, werden wir in der kommenden Ausgabe eurer Hempedelic erläutern. Wer nicht warten mag, der kann sich ein Growbuch zulegen, zum Beispiel Ed Rosenthals „Enzyklopädie des Marijuana-Anbaus“, das im Nachtschatten Verlag herausgekommen ist.

Artwork: ckstockphoto / elements-envaato.com

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