Wer auf einen psychedelischen Trip gehen möchte, ist gut beraten, wenn er oder sie die Erfahrung im Voraus gut durchplant und entsprechend vorbereitet. Dabei sind nicht nur Dosis, Set und Setting von Relevanz, sondern es gibt eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die Beachtung finden sollten.
Von Markus Berger
Eine der wichtigsten Faust-regeln des Psychonauten: Wisse, was du tust. Unwissenheit, Ignoranz und Naivität sind die denkbar schlechtesten Begleiter der psychonautischen Sitzung. Drogenwissen, Drogenkompetenz und auch Genusskompetenz sind Schlagworte, die nicht nur als Parolen verstanden, sondern so gut als möglich beherzt werden sollten. Die Vorbereitung ist das A und O der psychedelischen Erfahrung. Niemand würde auf die Idee kommen, sich in das Cockpit eines Flugzeugs zu setzen, die Ma-schine zu starten und ohne jede Kenntnis von Technik, Handwerk und Gepflogenheiten der Fliegerei in den Himmel abzuheben.
Machtvolle Entheogene, wie zum Beispiel die Tryptamin- und Phenethylamin-Psychedelika, sind im Grunde nicht geeignet, lapidar und nebenher „eingeschmissen“ zu werden. Die Folgen können nämlich für den Unbedarften ganz besonders unschön werden: Verwirrtheitszustände, Angst, Paranoia und psychotische Anwandlungen können auf die unreflektierte und angeberische Zufuhr von Psychedelika resultieren. Ein Minimum am Bildung ist demnach stets notwendige Voraussetzung für einen potenziell gelungenen psychedelischen Trip.
In aller Regel ist es übrigens keine besonders gute Idee, sich als Anfänger allein auf eine psychedelische Erfahrung einzulassen. Vielmehr sollte die wärmste Empfehlung beherzigt werden, sich einen (möglichst psychedelisch erfahrenen) Begleiter, Trip-Sitter und Mentor dazu zu holen, der die Sitzung überwacht, auf den Reisenden aufpasst und für die notwendige Ruhe und Ungestörtheit sorgt. Er wimmelt den Postboten ab, versorgt den Psychonauten mit frischen Getränken und leichten Snacks, beruhigt und interveniert, wenn es nötig ist, und sorgt überhaupt dafür, dass Umgebung und äußere Reize den benötigten Voraussetzungen entsprechen.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Der Psychonaut sollte vor Antritt einer Reise bei guter Gesundheit sein. Sowohl physisch wie auch psychisch. Es ist nicht besonders sinnvoll, sich mit einem akuten Fieberschub auf einen psychedelischen Trip einzulassen – es sei denn, man ist Profi und weiß genau, was man tut und hat ein klar definiertes Ziel vor Augen. Auch mit Herz-Kreislauf-Beschwerden, Organerkrankungen und anderen schwerwiegenden körperlichen Gebrechen sollte man sich am besten nicht auf einen psychoaktiven Trip begeben. Das gleiche gilt für psychische Erkrankungen. Neigt ein Mensch dazu, rasch eine Psychose auszubilden oder hat er anderweitige Probleme geistiger Natur, so sollte eine psychedelische Reise allenfalls in Begleitung eines erfahrenen Schamanen, Therapeuten oder Heilers geschehen. Wenn überhaupt. Der Alleingang des Laien muss zwar nicht, kann aber schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.
Der Psychonaut sollte kurz vor dem Start der psychischen Rakete frei von Sorgen, Nöten und Ängsten sein, sich auf die kommende Erfahrung einstimmen und auch sonst einfach gut drauf sein, um anschließend gut drauf sein zu können. Kommen wir damit zum Setting, also auf die Umgebung, die ja in aller Regel auch einen immensen Einfluss auf das Set hat: Das Setting sollte angenehm, ästhetisch ansprechend und passend gestaltet sein. So ist es zum Beispiel deutlich schöner, in einer aufgeräumten und ordentlichen Szenerie mit glitzernden Lichtern, feinen Düften und frischen Farben zu sitzen als in einem Chaos aus Abfällen, Staub und herumliegenden Gegenständen.
Das Telefon, die Klingel und andere Störquellen sollten vor Antritt der Reise abgeschaltet werden, damit nicht die meditative Stimmung möglicherweise auf dem Höhepunkt von alltäglichen Marginalien durchbrochen wird.
Geisteshaltung und Freizeitkonsum
Solange die Motivation eine reine und ehrliche ist, spielt es keine Rolle, ob ein Psychonaut eine Substanz aus hedonistischen Gründen, also aus reinen Genussgründen, in der Freizeit konsumiert oder ob er in einen rituellen Rahmen eingebettet und ausgerüstet mit einer expliziten Fragestellung seine psychedelische Reise antritt. Ein Beispiel? Die LSD-Erfahrung im Setting einer Party kann ebenso tiefgreifende Erfahrungen manifestieren wie die LSD-Reise im schamanischen Kontext, zum Beispiel im Rahmen eines Kreisrituals. Letztlich kommt es in der Psychedelik immer auf die Geisteshaltung an. Es kann genauso sinnbringend sein, vor dem Theaterbesuch eine kleine Dosis Acid zu nehmen, wie es für manchen gut ist, das Psychedelikum höher dosiert für eine psychotherapeutische Behandlung einzusetzen. Der hedonistische Gebrauch kann dabei genauso in ein Ritual eingebettet sein, wie der rituelle Gebrauch auch sinnentleert praktiziert werden kann. Es kommt also schlicht und ergreifend auf die jeweilige Geisteshaltung an, ob eine psychedelische Erfahrung sinnbringend oder nutzlos ist.