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Trips gegen die Sucht – Psychedelika vs. Abhängigkeit

Im Mainstream geht man gemeinhin davon aus, dass „Drogen“ in all ihrer Vielfalt zu Sucht und Abhängigkeit führen. Dabei können gerade Psychedelika dabei helfen, Abhängigkeitserkrankungen erfolgreich zu behandeln. Das wird in den letzten Jahren immer deutlicher.
Von Markus Berger

So mancher ist mit dem amazonischen Schamanentrank Ayahuasca (der aus DMT und MAO-hemmenden Beta-Carbolinen besteht), mit LSD oder mit Ibogain (psychedelisches Tryptamin, das u. a. im afrikanischen Ibogastrauch Tabernanthe iboga vorkommt) schon von seiner Abhängigkeit geheilt worden. Ob es sich nun um Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit, um Opiat-, Benzodiazepin-, Kokain-, Amphetamin- oder jede andere Art von Sucht handelt.

Auslöser und Schrittmacher hin zu einem unabhängigen Leben ist die tiefgehende psychedelische Erfahrung, die es dem Patienten durch Substanzen wie Ayahuasca, LSD und Ibogain ermöglicht, entweder zur Wurzel der psychisch manifestierten Abhängigkeit zu gelangen oder sogar die jeweiligen, höchst individuellen Ursachen dafür zu erkennen und zu beheben.

Dieser Vorgang des Behebens kann während der Sitzung (bzw. während mehrerer Sitzungen) geschehen oder aber auch im Nachhinein im Rahmen der Nachbearbeitung der psychedelischen Therapien vollzogen werden.
In Kanada existiert sogar eine eigene Einrichtung für eine Entheogen-unterstützte Abhängigkeitstherapie, nämlich das Iboga Therapy House, in dem Menschen mit Hilfe des psychedelisch wirksamen Ibogains vornehmlich von Opiat- und Opioidsucht geheilt werden.

LSD und Alkoholismus

Viele Forscher und Therapeuten haben mit LSD in der Psychotherapie gearbeitet, u.a. der berühmte und einflussreiche Stanislav Grof. Die Behandlungsform der psychedelischen Therapie ist dabei um 1950 ursprünglich aus einer Idee von Humphry Osmond und Abram Hoffer entstanden, die mit hochdosiertem LSD eine Art Delirium tremens im Alkoholiker zu erzeugen wollten, um damit im Patienten den Wunsch nach Abstinenz zu erwecken. Torsten Passie kommentiert und erläutert auf seiner Website: „Sie stellten jedoch fest, dass – im Gegensatz zu ihrer Hypothese – vielmehr positiv empfundene Erlebnisse i.S. vertiefter Selbstwahrnehmung und religiöser Erfahrungen eine bleibende therapeutische Wirkung hinterließen. (…) Im Anschluss an ihre ersten Versuche entwickelten Osmond und Hoffer die psychedelische Behandlungstechnik, welche die gezielte Hervorrufung mystisch-religiösen Erlebens zur Grundlage therapeutischen Wirkens machte. Besondere betont wurde die Wandlungsmacht bestimmter mystischer Erlebnisweisen wie die sog. Unio mystica“ (www.bewusstseinszustaende.de).

Iboga-Strauch und Ibogain

Der US-amerikanische Psychiater Claudio Naranjo brachte das Ibogain, ein Tryptaminderivat aus dem Iboga-Strauch Tabernanthe iboga, als erster in die Psychotherapie ein und etablierte es für den unterstützenden psycholytischen bzw. psychedelischen Gebrauch. Durch seine visionäre Wirkung – so ist es beispielsweise häufig der Fall, dass der Psychonaut unter der Ibogaineinwirkung auf den Grund seiner inneren Blockaden und/oder auch auf seine Ahnen, Schutzgeister, Geistführer etc. trifft – können viele Abhängige die Ursachen ihrer Probleme und damit ihrer Sucht erkennen und diese auch direkt aufdecken und verarbeiten. Damit gelingt es nicht allen, aber vielen, ihre Drogensucht einzudämmen oder zu überwinden. Neben den psychedelischen und damit psychotherapeutisch nutzbaren Effekten, verfügt Ibogain über einen pharmakologischen, bisher nicht aufgeklärten Mechanismus, der hilft, die Entzugssyndrome bei Drogensucht zu minimieren oder gar aufzuheben. Die Wissenschaft ist sich allerdings noch nicht einig, wie dieser Mechanismus nun tatsächlich funktioniert. Es ist allerdings ein Trugschluss, dass ein einmaliger Konsum von Ibogain alle Probleme mit einem Wisch erledigt. Oft sind Wiederholungen und mehrere Sitzungen vonnöten, und auch mit Ibogain therapierte Patienten sind nicht vor einem Rückfall gefeit.

Viele heilende Drogen

Es gibt eine breite Palette von Tryptamin- bzw. Indol-Entheogenen, die im Underground als Psychotherapeutika bzw. in psychotherapeutischen Settings eingesetzt werden, zum Beispiel
N,N-DMT (Dimethyltryptamin), 5-MeO-DMT (5-Methoxy-DMT), N,N-DPT (Dipropyltryptamin), N,N-DET (Diethyltryptamin), Beta-Carboline, Psilocybin und Analoga, LSD-25 und Analoga, Yohimbin
und viele andere mehr.

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