Können Bananen oder Zubereitungen aus der Frucht einen Rausch auslösen? Taugt getrocknete Bananenschale als Ersatz für Cannabis? Wir gehen dem Mythos auf den Grund.
von Markus Berger
Eins zuvor: Bananen sind definitiv keine psychoaktiven Katalysatoren – egal, wie man sie auch zubereitet. Deshalb eignen sich die gelben Früchte auch für Psychonauten lediglich als schmackhafter Nachtisch, als Zwischenmahlzeit oder als Vitaminbooster während, vor oder nach dem Trip. Für die Entstehung der Legende, Bananen könnten als Rauschmittel Verwendung finden, die sich hartnäckig hält und immer wieder auch in diversen Publikationen zu finden ist, gibt es mehrere Erklärungen.
LSD-haltige Bananen?
Während der Geburtsstunde der US-amerikanischen psychedelischen Kultur geisterte das Gerücht in der Szene, dass Bananen LSD-ähnliche Wirkungen herbeiführen könnten. Der Litertaurwissenschaftler Wayne Glausser erklärt es in seinem neuen Buch über die Kulturgeschichte des Acid folgendermaßen: „Der Mythos von der psychedelischen Banane entstand Anfang 1967 während einer Konzerttour von Country Joe and the Fish. Einer der Fische, der Schlagzeuger Gary „Chicken” Hirsh, behauptete, dass Bananen einen Drogenrausch auslösen könnten. Die Band beschloss, dies an jenem Abend bei einem Konzert in Vancouver auszuprobieren. Sie schabten Bananenschalen ab, backten sie und rollten dann daraus einen Joint, den sie vor dem letzten Set des Abends rauchten. Dieses Set verwandelte sich in eine ausgedehnte Improvisation, eher typisch für The Grateful Dead als für Country Joe. Die Bandmitglieder führten ihre psychedelische Erhabenheit auf die Bananen zurück. In ihrem Enthusiasmus hatten sie allerdings den wahren Grund ihres Drogenrausches vergessen: Vor dem Konzert hatten sie Wasser getrunken, dem die Roadies LSD zugesetzt hatten.“
Kiffer‘s Delight
Auch in Kifferkreisen verbreitete sich die Kunde von der psychoaktiven Banane. Es hieß, es würde ein Cannabis-artiger Rausch zu erwarten stehen, würde man die Fäden, die beim Schälen unter der Schale sichtbar werden (Phloeme genannt) sammeln, trocknen und dann in eine Tüte rollen. Auch das ist Blödsinn. Vermutlich rührt dieses Gerücht ebenfalls von der oben erwähnten Episode mit Country Joe and the Fish her – überdies war es ein gängiger Deckname der Szene, das Rauchen eines Cannabisjoints als „Smoking a Banana‟ zu bezeichnen. Wiederum eine Gewohnheit, die vom Mainstream – vor allem von Journalisten – falsch interpretiert wurde.
Rasante Verbreitung
Die Ente von der psychoaktiven Banane, heute würde man Fake News sagen, verbreitete sich in der Hippieszene wie ein Lauffeuer. Das war auch den Untergrundmedien zu verdanken, die die Meldung genauso unkritisch und vorschnell veröffentlichten wie die Mainstream-Redaktionen. So war sogar in der Februar-Ausgabe der San Francisco Chronicle von 1967, einem Blatt für die psychedelische Hippiebewegung, von dem Fake berichtet worden, woraufhin die rauschfreudigen Zeitgenossen sämtliche Bananenvorräte aller lokalen Einkaufsmärkte aufkauften. Viel werden sie damit nicht haben anfangen können, aber zum Glück sind Bananen gesund.
Auch im damals beliebten Untergrundwerk, dem Anarchist Cookbook, wurde ein angebliches Rezept abgedruckt, das beschrieb, wie man psychedelische Bananen zubereitet:
„Man schabe 15 Pfund Bananen ab, mache einen Brei daraus und verteile diesen auf einem Backblech, trockne ihn etwa 20 bis 30 Minuten in einem Ofen. Dies ergibt ein feines Pulver (Bananadin). Der Effekt von Bananadin ist gewöhnlich nach drei oder vier Zigaretten spürbar.”
Aufgrund dieser Rezeptanleitung untersuchte sogar die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) Bananenschalen und Bananenkonzentrat – jedoch ohne Ergebnis. Das Fazit: Bananen berauschen den Anwender nicht. Da dürften die Drogenjäger aufgeatmet haben.
Psychoaktive Substanzen in der Banane
Allerdings, und jetzt wird es spannend, enthält die Banane durchaus pharmakologisch aktive Stoffe, auch kommt in den Früchten eine große Zahl psychoaktiver Verbindungen vor. Jedoch stets nur in Spuren oder nicht nennenswerten Konzentrationen. Bananen enthalten sogar körpereigene Neurotransmitter des Menschen, zum Beispiel Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und viele mehr. Diese Substanzen passieren die Blut-Hirn-Schranke jedoch nicht, wenn sie oral eingenommen, also gegessen oder getrunken werden.
Photo: Evan-Amos / WikiCommons