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Lachgas als psychedelischer Booster

Lachgas ist im deutschsprachigen Raum eine legale Substanz und wird im Handel unter anderem zum Aufschäumen von Sahne verkauft. Dieses bei korrekter Anwendung harmlose Molekül gilt in der psychedelischen Bewegung als psychoaktiver Booster par excellence. Von Markus Berger

In der Psychonautenbewegung und Partyszene wird Lachgas hauptsächlich in zweierlei Hinsicht verwendet. Zum einen gänzlich hedonistisch, d.h. zum reinen Spaß und um einfach breit zu sein. Zum anderen als tiefgreifendes Psychedelikum – das, bei aller Kürze der Wirkdauer, durchaus mystische Offenbarung oder katathym anmutende Selbsterfahrung zu aktivieren in der Lage ist.
Überhaupt bedingt nicht die Dauer einer psychedelischen Erfahrung deren positiven Effekt. Lachgas gilt außerdem als ideale Booster -Substanz im Mischkonsum mit allerlei anderen psychoaktiven Substanzen wie den verschiedenen Psychedelika und Stimulantien. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, verträgt sich Lachgas mit den meisten Stoffen. So sollte Lachgas niemals in Kombination mit Alkohol konsumiert werden. Die Mixtur verursacht bei den meisten Anwendern Übelkeit und häufig auch Erbrechen.
Meist wird Lachgas in den beliebten Sahnekapseln gekauft. Die gibt’s praktisch überall. 3 bis 8 Euro muss man im Supermarkt für zehn N2O-Kartuschen im Familienpack investieren, über Onlineportale gibt’s die Kapseln aber deutlich günstiger. Jede Kapsel enthält 8 Gramm reinen Lachgases. Eine oder zwei Kapseln werden mittels eines Sahnespenders (gibt’s für 20 bis 40 Euro in jedem Haushaltsgeschäft) in einen Luftballon gefüllt und inhaliert. Je länger das inhalierte Gas in der Lunge gehalten wird, desto stärker wird sich der Rausch ausprägen. Der Inhalt eines Ballons kann vier- bis fünfmal zurück- und wieder eingeatmet werden. Zwischendurch muss immer wieder Sauerstoff bzw. Umgebungsluft geatmet werden, um dem Blut nicht pures Stickoxid, sondern ein angemessenes Gasgemisch zuzuführen.

Bei sachgemäßer Einnahme verspürt der Konsument zunächst ein warmes Kribbeln, das oftmals als von den Füßen aufsteigend empfunden wird. Das Kribbeln transformiert zu einem angenehm vibrierenden Surren, legt sich schleichend über den ganzen Körper und mündet in einem, der akuten Haschischwirkung nicht unähnlichen High. Je nach Dosis und Empfänglichkeit des Users kann mitunter ein richtiger Trip erlebt werden.

Einige Erfahrungsberichte geben das Erlebnis von optischen Halluzinationen oder sogar Synästhesien an (Synästhesie = Austausch sinnlichen Empfindens, z.B. Farben fühlen, Töne sehen usw.). Der Druck des Innenohres steigt.

Allerdings ist dies nicht als unangenehm zu empfinden, eher, als befände man sich in einer nach außen abgeschlossenen Blase. Der Rausch dauert ungefähr 3-5 Minuten, geübten Usern ist es möglich, den Zustand bis auf eine halbe Stunde auszudehnen.

Gefahren und Nebenwirkungen

Lebensgefährlich ist eine länger anhaltende Inhalation reinen Lachgases ohne Sauerstoff-Zugabe. Auf den Konsum über eine Inhalationsmaske direkt aus einer großen Gasflasche (wie dies bei Partys manchmal üblich ist) sollte unbedingt verzichtet werden! Zum Verzehr sollte ein Gemisch mit mindestens 25 % O2-Anteil erarbeitet werden.

Nimmt man das Gas über einen Ballon zu sich, ist es sinnvoll und nötig, vor der Inhalation zwei- bis dreimal kräftig durchzuatmen (= hyperventilieren), um das Blut mit Sauerstoff anzureichern. Achtet man nur unzureichend auf O2-Zufuhr, setzt man sein Gehirn der Gefahr einer Sauerstoffunterversorgung (= Hypoxie) aus. Durch Hypoxie geschädigte oder einmal abgestorbene Hirnzellen sind irreparabel zerstört. Im Extremfall hat die Schädigung das apallische Syndrom (= wachkomatöser Zustand) zur Folge.
Eine weitere Gefahr liegt im kontinuierlichen und expliziten Missbrauch der Substanz: Wer ständig, also mehrmals täglich, Lachgas inhaliert, setzt sich der Gefahr einer Gesundheitsschädigung aus. N2O beeinflusst die Funktion des Nervenschutzvitamins B12 bei übermäßigem Genuss derart, dass durchaus verschiedenste neurologische Störungen (Koordinations- und Bewegungsprobleme u.m.) daraus resultieren können.

Weitere Nebenwirkungen: Druckanstieg im Innenohr durch Stickstoffverdrängung.
Klinische Nebenwirkung: Diffusionshypoxie (Abnahme des Sauerstoffgehaltes im alveolären Blut; Alveole = Lungenbläschen) bei Beendigung einer Lachgasnarkose.

Wer soll verzichten?

Auf Lachgas verzichten sollten Menschen mit Asthma und sonstigen Atemwegserkrankungen, mit Herz-Kreislauf-Problemen, mit Rippenfraktur (= Knochenbruch der Rippen), mit Mittelohrentzündung sowie Personen, die irgendwann einen Tauchunfall erlitten haben, und natürlich Schwangere und Stillende.

Foto: lenscap50 / stock.adobe.com

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