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Florian Reisewitz – “Von Goa nach Walsrode”

Von der Faszination für die Goa-Szene, Wahnvorstellungen, Aufenthalten in der Psychiatrie und sich wieder hochkämpfen erzählt das autobiografische Werk.
1998 Ich mit einer Bekannten auf der Message From Another World, Hamburg
Florian schreibt über die zwei Gesichter aller Drogen, ob legal oder illegal. Davon, dass sie neben einer Menge Spaß auch zu Problemen führen können, welche abhängig sind von der Dosis und Häufigkeit des Konsums wie der Disposition des Konsumierenden. Wobei Florian mit Disposition die psychische oder durch bestimmte Lebensumstände (wie übermäßigen Stress) erworbene Anfälligkeit für Erkrankungen meint.
Hinzu komme der mögliche Einfluss einer genetisch bedingten Anfälligkeit, die sogenannte Prädisposition. Bei Florian kam alles zusammen und führte im Alter von 20 Jahren zu einer psychischen Erkrankung, einer schizo-affektiven Psychose. Da er zu jener Zeit viel auf Drogen wie LSD, Ecstasy und Amphetamin auf Goa-Partys unterwegs war, schlossen die behandelten Psychiater zunächst auf eine rein drogeninduzierte Psychose. Jahre später, als er schon längst nicht mehr konsumierte, erkrankte er erneut, ausgelöst durch starken Stress. Was darauf hindeutete, dass er schon immer eine Prädisposition für eine Psychose hatte. Der Drogenkonsum hatte die Erkrankung bei ihm “herausgekitzelt”. Vielleicht wäre er ohne Drogen nie krank geworden, wobei das Nachdenken darüber heute müßig sei, denn ändern könnte er es nicht mehr.

Die Symptome, die er erlebte, waren relativ typisch: In der manischen Phase, der sogenannten A- oder Plus-Symptomatik, hörte er Stimmen, bezog alles Geschehen um sich herum auf sich selbst (Beziehungswahn) und litt unter Paranoia und Verfolgungswahn. Im Nachhall so einer Phase rutschte er jedes Mal in eine tiefe Depression, die B- oder Minus-Symptomatik.

Immer wieder sei er in die Psychiatrie gewesen, die depressiven Phasen hätten Jahre an Lebenszeit schlicht gefressen. Später habe er es nicht geschafft, sein Studium erfolgreich abzuschließen. Noch heute, mit mittlerweile 42 Jahren, sei er auf der Suche nach seiner “Nische”, einem Betätigungsfeld, das ihn mit Sinn erfüllt und von dem er leben kann. Immerhin gehe es voran, wenn auch langsam.
Florian resümiert, er möchte die Erfahrungen nicht missen, die er auf Ecstasy oder LSD machte. Sie hätten wesentlich dazu beigetragen, wie er die Welt sieht, hätten ihm ein tieferes Verständnis für das Wesen unserer Existenz geschenkt, Einblicke gegeben in Dinge, die dem Verstand und der Seele möglich sind. Aber er habe für diese Erfahrungen durch die Erkrankung sehr teuer bezahlt.

Hempedelic